Über Alexinomie

„Es war schon immer, so lange ich mich erinnern kann. Ich konnte andere nicht mit deren Namen ansprechen und es zu versuchen hat eine extrem große Überwindung gebraucht. So richtig bewusst wurde es mir, als ich meinen jetzigen Ehemann traf. Ich wollte ihn beim Namen nennen, aber ich konnte es nicht. Da habe ich realisiert, dass es ein Problem ist, ich kann keine Namen sagen.”

Was ist Alexinomie

Alexinomie ist ein psychologisches Phänomen, das davon charakterisiert ist, einen Namen zu kennen aber nicht in der Lage zu sein, diesen in der persönlichen Kommunikation zu verwenden. Für betroffene Personen ist es beispielsweise unmöglich „Guten Morgen, Maria.“ zu sagen oder „Armin! Schön dich zu sehen.“ Betroffene erleben Angst und andere unangenehme Emotionen in sozialen Situationen, in denen die Verwendung von Namen beabsichtigt wird.

Dieses bisher undokumentierte psychologische Phänomen wurde kürzlich unter dem Begriff Alexinomie erstmals beschrieben. Alexinomie kommt aus dem Griechischen, á (a-, “keine/nicht”) + λέξεις (léxis, “Worte”) + óνoμα (ónoma, “Name”), und bedeutet “keine Worte für Namen.”

Subjektive Erfahrung

Alexinomie ist durch zumindest eines der folgenden Symptome charakterisiert:

  • Erleben von Angst, Panik, Scham oder Unzulänglichkeit in Situationen, in welchen man beabsichtigt einen Namen zu sagen
  • Angst einen Namen falsch zu sagen oder falsch auszusprechen
  • Physiologische Reaktionen wie Übelkeit und das Gefühl, dass sich die Kehle zuschnürt beim Versuch andere zu adressieren
  • Vermeidung von Situationen, die es erfordern könnten, einen problematischen Namen zu sagen

Hauptmerkmale

  • Alexinomie kann alle Beziehungen betreffen, insbesondere romantische Beziehungen und Beziehungen mit Autoritätsverhältnis
  • Es können alle Formen der Kommunikation betroffen sein. Am stärksten sind die Symptome üblicherweise bei der direkten verbalen Kommunikation. 
  • Betroffene wenden in der Regel Kompensationsstrategien an, um mit dem Problem umzugehen. Dazu zählen beispielsweise ein Gespräch zu beginnen ohne Namen zu sagen, Kontaktaufnahme durch eine physische Berührung und der Gebrauch von Spitz- und Kosenamen 
  • Es gibt in allen Geschlechtern und Altersgruppen Betroffene. Es scheinen auch viele verschiedene geographische Regionen, Kulturen und Sprachen betroffen zu sein. 
  • Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang der Alexinomie mit Sozialphobie und bindungsbezogenen Ängsten gibt 

Psychologische Schlüsselfaktoren

Die folgenden psychologischen Faktoren scheinen der Entwicklung von Alexinomie-bezogenen Symptomen zugrunde zu liegen bzw. dazu beizutragen:

  • Sozialphobie
  • Bindungs- und beziehungsbezogene Ängste
  • Reduzierte Fähigkeit Emotionen zu regulieren
  • Verringerte Ausprägungen des Persönlichkeitsmerkmals Extraversion

F.A.Q.

Alexinomie ist ein psychologisches Phänomen, das durch eine Beeinträchtigung bei der Verwendung von Namen charakterisiert ist. Betroffene würden gerne in der Lage sein, Namen zu gebrauchen, die Verwendung von Namen wird aber aufgrund von negativen psychischen und unangenehmen physiologischen Reaktionen beim Versuch Namen zu sagen vermieden. Dabei sind Ängste das Hauptsymptom.

Eine andere Person bei deren Namen zu nennen erzeugt Kontakt. Es kann Nähe und Intimität schaffen, die nicht immer erwünscht sind. Selbst wenn, kann diese Nähe von einer betroffenen Person als zu persönlich und schlicht zu viel empfunden werden, um sich sicher und wohl zu fühlen. 

Die Forschung zu den der Alexinomie zugrundeliegenden Faktoren steht noch am Beginn. Bisher haben Studien gezeigt, dass Namensnennungsschwierigkeiten häufig mit einer Sozialphobie, unsicherer Bindung sowie mit Umweltfaktoren wie instabilen Familiensystemen einher geht.

Alexinomie kann von Menschen aller Geschlechter, Altersgruppen und Kulturen erlebt werden und kommt in vielen Sprachen vor. Aktuelle Forschungen weisen auf einen Zusammenhang der Alexinomie mit sozialer Ängstlichkeit hin. Allerdings sind nicht alle von Alexinomie betroffenen Personen sozial ängstlich und vice versa.

Wenn Sie betroffen sind, können Sie sich hier anmelden, um bei den laufenden Studien teilzunehmen.

Wenn Sie denken, dass Sie von Alexinomie betroffen sein könnten, können Sie sich hier als Teilnehmer oder Teilnehmerin anmelden.  Aktuell gibt es verschiedene Studien, an manchen kann man online teilnehmen (zB Fragebogenuntersuchungen), bei anderen wie zB experimentelle und hirnphysiologische Studien werden in unseren Laboren an der Sigmund Freud Universität in Wien durchgeführt.

Aktuell gibt es verschiedene Studien, an manchen kann man online teilnehmen (zB Fragebogenuntersuchungen), bei anderen wie zB experimentelle und hirnphysiologische Studien werden in unseren Laboren an der Sigmund Freud Universität in Wien durchgeführt. Die Adresse ist: Freudplatz 1, 1020 Wien, Österreich.

Die Ergebnisse empirischer Forschungen legen nahe, dass Alexinomie als Teil von allgemeineren psychologischen Symptomen auftritt. Um Alexinomie zu behandeln empfehlen wir Psychotherapie oder eine klinisch-psychologische Behandlung durch qualifizierte Fachkräfte. Bei Fragen zu den Behandlungsmöglichkeiten der Alexinomie, können Sie uns gerne kontaktieren.